95-060
Liebes Tagebuch,
an sich war der Tag heute ganz okay.
Ich habe mich direkt nachdem ich aufgewacht bin um das Loch im Außenzelt gekümmert. Anschließend habe ich mich dann nochmal ins Bett gelegt um dem Klebstoff ein paar Stunden Zeit zum trocknen zu geben.
Nachdem ich dann gemütlich im Bett gefrühstückt habe und der Klebstoff langsam trocken wurde, packte ich mein Hab und Gut zusammen und fuhr gegen 13:30 Uhr los.
Auch heute kam die Sonne leider nicht durch die Wolkendecke hindurch. Ab und zu fuhr ich durch Nieselregen und allgemein ist die Luftfeuchtigkeit seit nun mehr als fünf Tagen dauerhaft über 80%, was dazu führt, dass sich alles die ganze Zeit klamm anfühlt. Und wenn dann noch Wind dazu kommt (heute blies er mir mal wieder ins Gesicht), wird es noch ein bisschen ekliger. Aber so ist das, und ich hab es ja so gewollt, komplett ausgeliefert zu sein. Ich möchte nicht über das Wetter nörgeln, aber meine Stimmung wird eben direkt besser, wenn die Sonnenstrahlen meine Haut erreichen.
Ich kam heute durch viele kleine Siedlungen und Ortschaften, und was ich bisher noch garnicht erwähnt habe, sind die zahllosen Hunde, die mich auf dieser Reise schon angebellt haben. An so gut wie jedem Hof werde ich von irgendeinem Hund zähnefletschend angekläfft. Meistens laufen sie auf dem eingezäunten Grundstück frei herum, aber ich sah hier auch schon sehr viele Hunde, die an einer staubigen und tristen Hundehütte mit einem Bewegungsradius von etwa einem Meter angekettet waren. Die tun mir besonders leid. Und denen bin Ich eigentlich auch nicht böse, wenn sie mich anbellen, die haben ja sonst kaum Freuden in ihrem Leben.
Ein Mal kamen von einem offenen Grundstück an dem ich vorbeifuhr gleichzeitig sechs Hunde angerannt um die nächsten 500 Meter bellend neben mir herzulaufen. Ich trat ordentlich in die Pedale und forderte Sie zum Wettrennen auf. Das war irgendwie witzig.
Dann gibt es hier aber auch noch die zahlreichen Straßenhunde. Manche stolzieren fröhlich durch die Gegend und rennen dann freudig bellend neben mir her, andere sehen zerfetzt aus und bellen mich eher böse an und wollen mich scheinbar los haben. Und wieder andere liegen gemütlich am Straßenrand und interessieren sich überhaupt nicht für mich.
Ich übertreibe nicht, ich werde hier täglich von 30 – 50 Hunden angebellt und es fühlt sich meistens so an, als wollten sie mir klar machen, dass ich hier unerwünscht bin. Und das nervt.
Ich habe anfangs geschrieben, dass der Tag heute an sich ganz okay war. Als ich vorhin an dem Platz für die heutige Nacht meinen Anhänger öffnete, fiel mir auf, dass meine Schuhe nicht mehr da sind. Ich habe Sie immer mit den Schnürsenkeln zusammen gebunden und dann an einem Karabiner befestigt, an dem auch der Beutel mit dem Holz und ein weiterer Beutel für Müll dran hängt. Entweder der Knoten hat sich irgendwann gelöst, oder sie wurden mir an meinem letzten Halt, einem Supermarkt, vom Anhänger weg geklaut. Aber gegen diesen Gedanken wehre ich mich innerlich.
Die Schuhe habe ich die letzten eineinhalb Jahre so gut wie täglich getragen und sie zeigten auch schon die ein oder andere Abnutzungserscheinung. Aus dieser Perspektive betrachtet tut es etwas weniger weh, aber ich habe die Schuhe geliebt und sie hätten auf jeden Fall auch noch einige Monate durchgehalten. Das ist wirklich ärgerlich und ich frage mich, was zur Zeit los ist.
Hier die Details zur heutigen Route:
https://www.komoot.de/tour/250509809