TAG 66

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Liebes Tagebuch,

heute war ein toller Tag. Die Sonne hat den ganzen Tag geschienen und es hatte teilweise über 30 Grad Celsius. Außerdem war die Strecke schön und ich kam an mehreren Badeseen vorbei. 

Irgendwie war ich heute ein Magnet für gesprächsbedürftige Ü60 Männer. Als ich nach ca 30 Kilometern meine erste Pause an einem kleinen Weiher mit Badestrand und Liegefläche in einer kleinen Ortschaft gemacht habe, war ich anfangs noch allein. Ich ging nackt ins Wasser und machte anschließend, mit kurzer Hose, eine Runde Yoga. 

Eine Runde Yoga ist für mich übrigens ein ganz individueller Flow, der zwischen 30 und 60 Minuten dauert. Da sind jetzt während dieser Reise viele Hüftöffner und Rückbeugen dabei. Und so gut wie immer auch jede Menge Vorbeugen, Hunde und Krieger. 

Während ich also auf diesem öffentlichen Platz Yoga machte, kam nach und nach eine Person nach der anderen und nachdem ich fertig mit meiner Yoga-Praxis war, saßen an dem Tisch, an dem ich mich vorher schon etwas ausgebreitet hatte, drei Personen, die sich angeregt über den neusten Klatsch unterhielten. 

Ich integrierte mich in die Gruppe, erzählte ein wenig von meiner Reise und fing währenddessen an, meine Kochutensilien und Lebensmittel auszubreiten, um mir eine erste Mahlzeit zuzubereiten. Irgendwann löste sich die Gruppe auf und die Leute verteilten sich auf dem Gelände, um die Sonne und das kühle Wasser zu genießen. 

Kurz darauf kam ein Mann, der sich direkt interessiert zu mir setzte und sich die nächsten eineinhalb Stunden mit mir über Politik, Drogen, Nawalny, Corona, Ärzte, seinen besiegten Krebs, die Pharmaindustrie, das Internet und weitere Themen unterhielt. Währenddessen habe ich gekocht, gegessen, abgespült, meine Sachen gepackt und hätte ich nicht irgendwann beschlossen, einfach loszufahren, säßen wir vielleicht jetzt noch dort. 

In der heißesten Phase des Tages, gegen 14 Uhr, fuhr ich also weiter Richtung Westen. Es ging immer wieder leicht bergauf und leicht bergab. Hier und da war es auch mal etwas steiler. Aber allgemein habe ich das Gefühl, dass mir steile Passagen immer weniger ausmachen. 

An einer Stelle mit toller Aussicht auf das Taubertal machte ich eine Pause und aß meine restlichen Protein- und Energy-Bars. Ich trank meinen letzten Schluck Wasser und war danach trotzdem noch durstig. Ich kam den ganzen Tag an keiner einzigen Tankstelle vorbei. Auch ein Supermarkt oder eine andere potentielle Wasserquelle ist mir bis dahin nicht begegnet. Ein weißer Geländewagen fuhr in die Parkbucht, in welcher ich für diese Pause an einem Tisch saß, und blieb einige Meter entfernt von mir stehen. 

Irgendwann rollte der Wagen, ohne den Motor zu starten, neben mich und der Mann hinter dem Steuer fing an, sich  durch das geöffnete Fenster mit mir zu unterhalten. Ich erzählte ihm von meiner Reise und meiner Corona-Situation, und er erzählte mir von seiner KFZ-Werkstatt und seinen E-Gitarren. Irgendwann bot er mir eine Flasche Wasser an, die er vorher gekauft hatte, und ich nahm sie dankend an. Kommt wie gerufen, dachte ich. 

Nach einem netten Gespräch fuhren wir dann beide weiter, um unseren Plänen nachzugehen. Einige Kilometer weiter kam ich dann glücklicherweise an einem Brunnen vorbei, an dem ich meine beiden 4-Liter-Wasserbeutel aufgefüllt habe. 

Nach insgesamt 75 Kilometern erreichte ich dann einen schönen Stausee. Nachdem ich eine Runde in selbigem geschwommen bin, schlug ich mein Lager auf und nahm mein Abendessen zu mir. 

Ich genieße diese Gegend und meine vorerst letzte Nacht in der Natur. Pünktlich zu Neumond geht diese Reise dann voraussichtlich morgen Abend zu Ende. Irgendwie schade, denke ich. Aber irgendwie freue ich mich auch auf das nächste Kapitel. Und die nächste Reise in dieser Art kommt auch bestimmt. 

Hier wie immer die Details zur heutigen Tour:

https://www.komoot.de/tour/258458620

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