Opaczewska 52

Liebes Tagebuch,

meine Konstruktion hat die stürmische Nacht heil überstanden und nachdem ich alles zusammengepackt hatte, fuhr ich mit recht starkem Gegenwind (der hat sich nämlich über Nacht gedreht) die restliche Strecke nach Warschau.

Da meine Powerbank aufgrund sehr seltener Sonne in den letzten Tagen, sowie häufiger Benutzung meines neuen Smartphones mal wieder komplett leer war, und für die nächsten beiden Tage auch so gut wie gar keine Sonnenstunden vorausgesagt sind, habe ich heute beschlossen, zwei 15 Watt Netzteile zu kaufen, um über beide Inputs mit insgesamt 30 Watt an zwei Steckdosen gleichzeitig laden zu können. Ein kleiner Teil in mir, der komplett unabhängig vom Stromnetz sein möchte, ist etwas traurig, aber ein anderer Teil in mir fängt an, sich mit zunehmender Akkuladung zu entspannen.

Ich saß dann erstmal eine Weile in einem veganen Café / Restaurant, habe gemütlich gefrühstückt und zwei Steckdosen beschlagnahmt. Das Essen war okay und leider wurde mir, obwohl mir gesagt wurde, alles wäre vegan, die heiße Schokolade mit Kuhmilch serviert. Da ich mir inzwischen sicher bin, dass ich bei Zufuhr von Laktose Magen und Darm Beschwerden bekomme, lies ich die heiße Schokolade schweren Herzens zurückgehen und bekam dann eine neue mit Hafermilch.

Später schlenderte ich dann durch die Altstadt, fuhr im Aufzug den Palast der Kultur und Wissenschaft hoch, trank oben ein alkoholfreies Bier mit Granatapfel / Açaí Geschmack, genoss die Aussicht und fuhr wieder runter.

In einem Laden namens „Dr. Ziólkos Cannabis Shop“ fand ich neben frischen CBD-Blüten tatsächlich auch einen DynaVap Vaporizer. Endlich kann ich meine Medizin wieder auf gesundem Weg zu mir nehmen 🙂

Ich fand ein paar Straßen weiter auch ein Kräuter-Geschäft, wo ich meinen Damiana-Bestand wieder auffüllen konnte.

Außerdem holte ich mir zwischendurch einen veganen Kebab, bzw eigentlich Schawarma, im Dürüm. Wie auch immer man es nennt, es war sehr lecker.

Ich spazierte durch den Nieselregen, shoppte Süßigkeiten in einem Vegan-Shop, schaute beim Denkmal von Chopin vorbei, und als ich grade beim Łazienki Park ankam, realisierte ich, dass ich, wenn ich noch etwas essen möchte und mein Zelt auf dem Campingplatz in 5km Entfernung noch bei Tageslicht aufbauen möchte, jetzt umdrehen und auf direktem Weg zu meinem Fahrrad gelangen sollte. Ich nahm mir einen Lime-Roller und fuhr ein gutes Stück damit zurück.

Ich aß in einem Restaurant namens „Chwast Polski“, das traditionelle polnische Küche in vegan anbietet. Ich bestellte Zurek und Pyzy, und beides war sehr lecker 🙂

Anschließend fuhr ich zum Campingplatz. Die Rezeption war nicht mehr besetzt, und da ich auch telefonisch niemanden erreichen konnte, baute ich einfach mal mein Zelt auf.

Da ich Lust hatte, noch etwas zu erleben, beschloss ich, den Anhänger vom Fahrrad zu trennen und nochmal in die Stadtmitte reinzufahren und ins Kino zu gehen. Ich schaute mir den Film „Tenet“ an. Hier laufen alle Filme, außer Kinderfilme, im Originalton mit polnischem Untertitel. Außerdem habe ich nur 18 Zloty, also ungerechnet 4€ für einen Film mit 150 Minuten gezahlt.

Bei der Fahrt, bei der ich zum ersten Mal auf dieser Reise ohne Anhänger gefahren bin, wurde ich von meiner eigenen Beschleunigungskraft überrascht. Macht richtig Spaß, so ganz ohne Gewicht herumzufahren.

Nach dem Film war es bereits kurz vor Zwölf, und die Innenstadt grade am Einschlafen. Ich fuhr zurück zum Campingplatz und holte mir noch ein alkoholfreies Bier an einer Tankstelle und lies so die Nacht ausklingen.

Morgen soll es den ganzen Tag regnen und gegen Nachmittag soll ein starker Wind genau in meine Fahrtrichtung wehen. Ich werde wohl noch in der Stadt frühstücken und mir dann den Wind zu Nutzen machen.

Hier die Route im Detail:

https://www.komoot.de/tour/249474480

https://www.komoot.de/tour/249550152