TAG 51

05-250










Liebes Tagebuch,

heute morgen hat es wie erwartet geregnet und da ich in der Nacht von einer Party mit lauter polnischer Schlagermusik und einem regelmäßig wiederkehrendem lauten Knall wach gehalten wurde, kam mir der Regen ganz gelegen und ich schlief einfach weiter, bis es irgendwann aufhörte. 

Ich dachte eigentlich, ich hätte mich an einem Ort niedergelassen, der weit weg von der Zivilisation ist, aber scheinbar muss da ein Schützenverein in der Nähe gewesen sein. 

Irgendwann gegen 12 Uhr beschloss ich dann, in den Tag zu starten und kochte mir mit dem restlichen trockenen Holzvorrat einen Tee und eine warme Mahlzeit. Gegen 13:30 Uhr rolle ich dann los und der Wind meint es heute gut mit mir. Er bläst genau in meine Fahrtrichtung und ich komme auf eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 23,3 km/h. Neuer Rekord, dank Rückenwind! 🙂 

Das Fahren macht heute Spaß, da ich so schnell vorankomme wie noch nie. Es geht viel über Landstraßen, durch Wälder und regelmäßig durch Ortschaften. Ich werde heute drei mal unabhängig voneinander von alten Männern angesprochen, die alle nach Alkohol riechen und einfach nicht akzeptieren wollen, dass ich kein Wort polnisch verstehe. Einer verfolgt mich nach einem ersten Versuch der Verständigung sogar in einen kleinen Supermarkt (die haben hier übrigens alle auch sonntags geöffnet) und möchte von der Verkäuferin, dass sie für ihn übersetzt. Sie erklärt mir, dass er nur Stuss redet und ein Problem mit Alkohol hat. Dachte ich mir schon.

Die Strecke führt mich irgendwann an einer Autobahn entlang. Und nach einigen Kilometern beginnt ein Stau, welcher sich etwa zehn Kilometer lang hinzieht. Ich genieße es total, an so vielen stehenden Autos mit Rückenwind vorbeiziehen. Selbst die Autos, die auf meiner Seitenstraße den Stau umfahren, stehen sich gegenseitig im Weg und ich fahre einfach an ihnen vorbei. Das fühlte sich gut an. 🙂

Der polnische Wetterdienst verschickt eine SMS an alle Geräte, die sich in einer Zone befinden, in der eine Unwetter-Warnung ausgesprochen wurde. Ich habe bereits bei der Hinfahrt schon einmal eine solche bekommen, und heute wieder. 

„Alert RCB: Warning! Very strong winds and hailstorms expected today afternoon (30.08) and at night. Secure loose items. If possible, stay indoors.“

Als es irgendwann anfängt dunkel zu werden fahre ich auf einer Landstraße zwischen zwei Ortschaften bei einer Wiese mit mehreren kleinen Baum-Grüppchen rechts ins Gebüsch und finde einen perfekten Platz für mein Zelt. In Anbetracht der Unwetter-Warnung spanne ich mein Tarp auf, so windschnittig und tief wie möglich. Als alles steht und ich grade ins Zelt einziehe, geht es auch schon los. Zuerst starker Platzregen und nach kurzer Zeit starkes Gewitter mit heftigem Sturm. Es dauert etwa eineinhalb Stunden an, bis es langsam weiterzieht. 

Inzwischen höre ich das Gewitter nur noch aus der Ferne und auch der Wind hat nachgelassen. Meine Konstruktion hat gehalten und ich bin dankbar für mein Equipment, das gute Timing und diesen Platz. 

Ich kam heute ganze 89 Kilometer weit, und das, obwohl ich erst so spät losgefahren bin. Jetzt sind es noch ca. 20 Kilometer bis Warschau, wo ich morgen den Großteil meines Tages verbringen werde. 

Hier die Details zur heutigen Tour:

https://www.komoot.de/tour/249001186

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