TAG 39

Unnamed Road, Jērcēnu pagasts, LV-4715, Lettland

TAG 39

Liebes Tagebuch,

die letzten zwei Wochen auf dem Rainbow waren sehr intensiv und spannend, aber zwischendurch auch immer wieder sehr entspannt.

Viel Natur, ein toller Fluss, ein Wald voller Blaubeeren und Pilzen und immer wieder auch viel Sonne.

Es war aufgrund von Corona das mit Abstand kleinste europäische Rainbow-Gathering seit jeher. Dadurch war die Gemeinschaft weniger anonym und Konflikte, die schon seit Jahrzehnten existierten,  aber bislang in der Masse untergingen, mussten hier ausgetragen werden. Von einer Person, der Pädophilie vorgeworfen wird, bis hin zu einer Person, die aus Protest völlig ausser sich wie verrückt mit einer Axt auf das große Tipi eingeschlagen hat.

Ich konnte mich natürlich nicht raus halten und habe an einigen Talking Circles, Vision Councils und Shanti Sena teilgenommen. Das sind verschiedene Formen von Kommunikations-Systemen mit ein paar Regeln, in einem Kreis mit einem Talking Stick. Eine Person spricht und die anderen hören zu. Ich habe dabei viel über die bestehenden  Machtverhältnisse gelernt, wobei es soetwas in diesem anarchistischen System ohne Hierarchie eigentlich gar nicht geben sollte.

Ich habe zwei mal das Essen für alle „focalized“. Das heisst, ich hatte die Verantwortung für die Zubereitung einer kompletten Mahlzeit. Das schließt unter anderem ein, zu schauen, was für Lebensmittel zur Verfügung stehen, daraus ein Essen zusammen zu stellen, Helfer zu motivieren, nach dem Koch-feuer zu schauen, zu kochen und nachher glücklich sein, wenn es den Leuten geschmeckt hat.

Ausserdem habe ich sehr viel Zeit mit trommeln bzw allgemein musizieren verbracht. Viele Leute haben ihre Instrumente mitgebracht und jeder der mag, ist eingeladen mitzumachen. Daraus entsteht dann im besten Fall ein schöner Flow und die Leute drum herum fangen an zu tanzen.

Allgemein habe ich es sehr genossen, viele tolle Menschen kennen gelernt, viele Erfahrungen gesammelt und ich werde definitiv wieder ein Rainbow besuchen.

Heute ging diese aufregende Zeit für mich dann aber zu Ende und ich habe mich nach genau zwei Wochen Pause wieder auf mein Rad gesetzt.

Die Route führt mich über Riga, Warschau und Prag wieder zurück nach Deutschland. Ich werde also nicht dieselbe Strecke zurück fahren, was auch bedeutet, dass ich meine Freunde in Polen leider erstmal nicht wieder sehen werde.

Ich bin heute erst gegen 15 Uhr los gefahren und habe etwas mehr als 60 km zurück gelegt. Allgemein werde ich mir jetzt nur noch 80 km als Tages-Ziel setzen, da ich mich nicht ständig unter Druck setzen, sondern die Zeit unterwegs noch etwas mehr genießen möchte.

Ich weiß noch nicht, ob ich dieses Tagebuch täglich fortführen werde. Fotos wird es auch nicht mehr an jedem Tag geben. Heute zum Beispiel habe ich kein einziges geschossen. Wir werden sehen. Komoot wird weiterhin mit Daten gefüttert, wer also dennoch daran interessiert ist, wo ich mich zur Zeit so aufhalte, darf mir gerne hier folgen:

https://www.komoot.de/user/1398299025428

Hier die geplante Route, welche jetzt unter der Sportart „Rennrad“ läuft, da ich die total beschissenen Sand-Strecke vermeiden möchte. Da nehme ich dann auch in Kauf, dass die Route vielleicht etwas öfter über grosse und schnelle Straßen verläuft.

https://www.komoot.de/tour/r241339869

Und hier die heute zurückgelegte Strecke:

https://www.komoot.de/tour/t241693908

Powered by Journey Diary.