Tag 16
Liebes Tagebuch,
danke für diesen Tag. Es tat gut, mal wieder richtig auszuschlafen, herumzuliegen und mir gar keinen Stress zu machen.
Letzte Nacht ist bis auf einen betrunkenen, anfang 40 jährigen Mann, der gegen 2 Uhr drei mal über den halben Platz von seinem Zelt zu seinem Boot und dann wieder zurück gerannt ist, dabei zwischendurch 2 mal sein Zelt zerlegt und wieder hingebogen hat und lautstark nach einer Priscilla gesucht hat, nicht so viel passiert. Zwischendurch war dann der halbe Platz wach, das Schnarchen aus dem Nachbarzelt pausierte kurz, und nachdem der Mann sich drei Mal versichert hat, dass Priscilla weder im Zelt, noch im Boot ist, legte er sich ins Zelt und schlief friedlich ein.
Achso und dann war da etwas später noch ein Geräusch von hinter dem nächsten Hügel, welches für mich relativ eindeutig nach einem heftigen Autounfall geklungen hat. Etwa eine Stunde später hörte ich Sirenen.
Es waren heute einige Leute am See, aber ich hatte durch die Ausrichtung meines Zelts trotzdem etwas Privatsphäre und habe mir ausgiebig zu Essen gekocht. Auch wenn ich nur eine Kochstelle habe, und auch wenn ich ständig Holz nachlegen muss, macht es trotzdem echt Spaß. Feuer mochte ich sowieso schon immer.
Und ich habe eigentlich alles dabei, um mir verschiedene abwechslungsreiche Gerichte zuzubereiten. In meinem Gewürz-Täschchen habe ich zur Zeit zehn verschiedene Gewürze. Essig und Öl habe ich jeweils in 1 Liter Kunststoff-Flaschen. Ich habe inzwischen 0,5 Liter Öl verbraucht und etwa 0,2 Liter Essig.
Ich habe, wie gestern schon erwähnt, seit kurzem einen Behälter für druckempfindliche Lebensmittel.
Außerdem fahre ich zwei Kartons für Lebensmittel-Vorräte mit mir herum. Dadurch kann ich mir für mehrere Tage Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Reis, Mehl, Nudeln, usw. kaufen und habe dann immer die Wahl und kann spontan und kreativ das kochen und essen worauf ich grade Lust habe und komme auch mal ein paar Tage ohne einen Einkauf aus. Durch den Fahrtwind wurde bisher auch trotz 28 Grad und prallem Sonnenschein nichts von meinen Lebensmitteln schlecht.
Da das mit dem guten Holz hier und da, und vor allem, wenn es mal viel regnet oder geregnet hat, relativ schwierig werden kann, habe ich ein paar Bio-Grillanzünder dabei und einen wasserdichten Beutel mit gutem Brenn-Holz, welches ich mal im Überschuss zur Verfügung hatte.
Mit begrenzten Mitteln auf dem Boden über Feuer zu kochen hat auf jeden Fall seinen Reiz und macht mir echt Spaß. Vor allem, wenn es dann auch noch schmeckt 🙂
Die Leute hier waren auch heute wieder freundlich und die ein oder andere Person spricht sogar ganz gut Englisch.
Ich habe jetzt noch ca. 850 km bis zu meinem ersten Endziel Antsla in Estland und dabei geht es ca. 3.300m bergauf und ungefähr genauso viel wieder bergab. Ich denke, dass ich in drei Tagen die Grenze zu Litauen überqueren werde.
So langsam gewöhne ich mich wieder an ein Smartphone und es geht mir hier und da durch den Kopf, das auch nach diesem Trip so fortzuführen.
Ich freue mich schon darauf, morgen wieder weiter zu ziehen und genieße jetzt den Sonnenuntergang am See.
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