Tag 14
Seit zwei Wochen bin ich inzwischen unterwegs. Nur mit dem Nötigsten, was ich so zum Leben brauche. Klar, zum reinen Überleben bräuchte ich noch viel weniger. Aber ich will das Leben ja auch genießen und glücklich sein.
Übrigens habe ich vorgestern die 1.000 km Marke geknackt und gestern habe ich die Hälfte der Strecke erreicht. Aktuell habe ich noch ziemlich genau 900 km vor mir.
Heute ist nicht viel außergewöhnliches passiert. Ich bin gegen 6:30 Uhr losgefahren, habe nach den ersten 30 km eine lange Pause gemacht und zum ersten Mal eine öffentlich zugängliche Wasserstelle gefunden. Diese Gelegenheit habe ich dann natürlich auch genutzt und ausgiebig gekocht, gewaschen,..
Nachdem ich zwei Stunden Rast gemacht habe, ging es dann weiter über Stock, Stein und Sand. Es ging heute auch noch ein gutes Stück steiler zu, als ich bislang von Polen gewohnt war.
Ich bin jetzt weit ins Landesinnere vorgedrungen und bin an vielen Wohngebieten vorbeigekommen und kriege das Leben stellenweise hautnah mit.
Vor allem vor zwei bis drei Tagen kam ich durch ländliche Gegenden, in denen nur ganz einfache Häuser standen, oft keinen Anstrich hatten, aber dennoch bewohnt und die Gärten meistens richtig schön hergerichtet und belebt waren.
Die letzten ein bis zwei Tage kam ich durch viele Gegenden, in denen viele neue, etwas schickere Wohnhäuser stehen und auch zur Zeit neu gebaut werden. Einzelne mittelgroße, ein- bis zweistöckige, gleich aussehende Einfamilienhäuser. In vielen Gegenden wurden erst in den letzten ein bis zwei Jahren viele Straßen und Radwege neu gebaut.
Etwas abseits stehen dann hier und da Villen mit noch größeren Zäunen und dicken Autos unter dem Carport.
Ich bin aber auch immer wieder durch Gegenden gefahren, in denen bestimmt schon seit 80 Jahren nichts mehr passiert ist. Die Straßen sind aufgeplatzt und haben tiefe Schlaglöcher. Die Verbindungsstraßen zwischen Dörfern sind tiefe Sand-Wege, Beton-Lochplatten oder Kopfstein, Hier und da riecht es nach Fäkalien. Weiß nicht, ob das vom Abwasser kam, oder von irgendwelchen Schweineställen. Mir sind in diesen Orten jedenfalls keine Schweine begegnet, sondern nur Kühe, Hühner, Gänse und Ziegen.
Egal in welcher Gegend ich war, es gab überall Häuser mit hohen Zäunen und bösen Hunden im Vorgarten.
Aber es gab auch in jeder Gegend offene und einladende Häuser mit richtig schönen und wohnlichen Gärten hinter oder neben dem Haus. Viele mit Trampolin, Pool, Gewächshaus, schönem Sitzbereich, Feuerstelle, …
Ich habe also bisher sehr viel verschiedene Wohnsituationen beobachtet und ich kann sagen, dass die Menschen in den Gegenden, in denen es gestunken hat, und die Menschen mit den hohen Zäunen um ihre Häuser am unglücklichsten auf mich gewirkt haben.
Wie dem auch sei, ich habe mir jetzt schon wieder fünf Tage hintereinander den Arsch abgestrampelt und werde morgen je nach Wetter wieder einen Strand an einem See oder so aufsuchen, um am Sonntag mal wieder einen kompletten Tag Pause zu machen. Ich merke, dass ich das jetzt mal wieder gebrauchen kann.
A propos Arsch… Siehe Foto mit dem blauen Polster: Das ist meine gepolsterte Radfahr – Hose, die mir wortwörtlich den Arsch rettet. Ich hab sie gestern zum Testen mal ausgezogen und nach einer halben Stunde sofort wieder angezogen. Bis auf diese halbe Stunde bin ich bisher jede einzelne Minute damit gefahren und ich bin froh, dass ich sie habe. Danke Felix! 🙂
Ich stehe heute wieder an einem Rastplatz. Es hat angefangen zu regnen während ich gegessen habe, aber mein Tisch war zum Glück überdacht. Ich werde gut schlafen, denke ich.
In diesem Sinne, bis morgen!
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