TAG 13










Chełmińska 9, 86-111 Gruczno, Polen

Tag 13

Liebes Tagebuch,

heute war super.  Ich bin gegen 6 Uhr aufgewacht, habe meine Sachen gepackt, noch einen Haufen abgesetzt und bin dann gegen 7 Uhr losgerollt.

Anfangs kam noch die ein oder andere Sand-Strecke, aber mit der Zeit wurde ich dann irgendwann nur noch über super Radwege und Straßen geführt. Es lief den ganzen Tag super.

In Naklo nad Notecia habe ich ein paar Zloty abgehoben, und bei einem kleinen Obst- & Gemüse-Stand leckere Kirschen, Erdbeeren und Pflaumen eingekauft. Außerdem wurden mir von einem Mann, mit dem ich wegen meinem Sprossenglas ins Gespräch kam, die grünen Riesenbohnen, die in Polen sowas wie ein Nationalgericht sind, empfohlen. Ich habe leider den Name vergessen, glaube aber sie heißen hier irgendwas mit „Pok“. In Salzwasser kochen und dann ohne Schale essen.

Bei meinem Frühstück habe ich die Hälfte dieser Bohnen gleich verarbeitet und es war sehr lecker. Und sie sollen viel Kraft geben. An dem Ort meines ausgiebigen Frühstücks / Brunch waren einige Jugendliche und Kinder am rumhängen und spielen. Polnischer Cloud Rap, also die Musik, die hier die coolen Kids hören, klingt übrigens genauso wie der deutsche.

Ich habe in Polen bisher übrigens keinen einzigen Brunnen oder öffentlich zugängliches Wasser gefunden. Daher habe ich mein Wasser immer an den Waschbecken der Toalety bei Tankstellen aufgefüllt. Chlor und Bakterien etc sind mir ja dank meiner Filter-Flasche echt egal.

Mittlerweile habe ich mich von meinem Dynavap verabschiedet und beschlossen, in der nächsten größeren Stadt Bydgoszcz Drehzeug und vielleicht ein kleines Pfeifchen zu kaufen. Gedacht, getan.

Bydgoszcz gefiel mir übrigens echt gut. Schöne Parks, nicht spießig und akribisch hergerichtet, sondern eher wilder gehalten. Das mochte ich sehr.

Nachdem ich nach erfolgreichem Einkauf mit dem Rad etwas durch die Stadt gerollt bin, machte ich mich wieder auf meine Route, mit dem Ziel, an einem ruhigen Ort die neue Glas-Pfeife (für 11,95 Zloty, also ca 2,70 Euro) auszuprobieren.

Mein Navi schickte mich über einen Weg in einem Randbezirk, der mit einer 10cm Schicht Sand bedeckt war. Darauf gar keine Lust habend, habe ich dann manuell umgeplant und bin auf meiner neuen Route an einem kleinen Delikatessen Laden vorbeigekommen. Getränke, Süßigkeiten, was das Herz begehrt. Ich kaufe Oreo und ein leckeres Getränk und komme mit Leuten von dort ins Gespräch.

Nachdem ich mich knapp zwei Stunden mit Piotre, Norbert und Robert (siehe Foto, v.l.n.r) unterhalten habe, sind wir Freunde geworden und haben Nummern ausgetauscht, sodass wir uns bei der Rückreise wieder treffen können. Die drei Antifa-Anarchos waren super nett, ich habe Ihnen viel erzählt, und sie haben mir viel erzählt. Wir haben zusammen meine neue Pfeife ausprobiert, Sie haben mich auf einige Drinks eingeladen, ich habe Ihnen etwas von meiner Medizin geschenkt, und am Ende wollten Sie mich nicht ohne diese vegane Gemüße – Suppe und eine Flasche Wasser gehen lassen. Piotre war bereits vier mal im Knast, weil er mit etwas Gras gedealt hat. Für jedes mal gab’s einen kleinen Punkt als Tattoo auf die Faust.

Obwohl es in Polen verboten ist, in der Öffentlichkeit zu trinken, stehen alle drei mit Bierflaschen am Straßenrand. Sie sprechen oft darüber, wie beschissen sie diese Art der Kontrolle und Verbote finden. Finde ich auch.

Alle drei wohnen schon immer in den Plattenbauten der Vorstadt. Robert will weg von dort, weil er hier kaum Geld für seinen Job als Grafiker bekommt. Aber um nach Warschau zu gehen fehlt ihm das Startkapital. Er erzählt davon, vielleicht nach Indonesien zu ziehen. Irgendwas mit einer Frau. Klingt gut, sage ich.

Inzwischen kann ich mich auch etwas besser auf polnisch ausdrücken. „Guten Tag“:  tschin dobre, „Danke“: tsching kuje,  „alles cool“: spoko.

Ich denke, damit sollte ich durchkommen 🙂

Es ist schön, die drei kennengelernt zu haben. Wenn meine Route auf dem Rückweg wieder dort entlang läuft, wartet Robert bereits mit einem Kaffee auf mich. 🙂

Nach einer herzlichen Umarmung setze ich mich aufs Rad und fahre weiter Richtung Nord-Osten. Nach 30km und einem Tagesstand von 111km fahre ich bei der nächsten Option raus und baue mein Zelt in einer hohen Wiese auf, umrandet von ein paar Bäumen und Getreide – Feldern.

Ich bin dankbar für alles und grüße an dieser Stelle Alle, die hier täglich mitlesen und ein Stück weit an dieser Reise teilnehmen 🙂

https://www.komoot.de/tour/t225331021

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