Tag 12
Heute war ein seltsamer Tag.
Ich habe mir heute morgen ausgiebig Zeit für ein Frühstück genommen und das sehr genossen. Es gab unter anderem mal wieder Ovenight-Oats, diesmal eine süße Variante (2 Hände Haferflocken, 1 Hand Hanfsamen, 1/2 Hand Leinsamen, 1 Banane, 2 EL Karob-Pulver).
Irgendwann kam dann ein älterer, ziemlich korpulenter Herr mit Camouflage – Hose vorbei und fragte sinngemäß, ob es mich stört, wenn er sich dazu setzt. Ich habe natürlich kein Wort verstanden aber machte ihm deutlich, dass er sich unbedingt dazu setzen möge.
Ich packe meinen Kram ein bisschen zusammen, spüle mein Geschirr, und nach wenigen Minuten kommt ein weiterer Herr mit dem Rollator angefahren und setzt sich dazu. Die beiden unterhalten sich über Gott und die Welt, und für mich klingt das wie eine Phantasie – Sprache. Diesen Klang der polnischen Sprache habe ich so noch nie gehört.
Ich habe mein Zeug gepackt, verabschiede mich mit einer entsprechenden Geste, und während ich ausparke und aufsitze kommt ein dritter Herr dazu. Scheint wohl deren Stammtisch zu sein.
Ich fahre also los, es läuft gut, die Strecke ist die ersten 30km sehr gut. Dann wird es mal wieder etwas sandig aber die tiefen Dünen bleiben heute aus. Ich komme an einer schönen Ortschaft vorbei, mit vielen einzelnen kleinen Obst- und Gemüseständen. Leider habe ich noch keine Zloty in der Tasche und ohne Bargeld geht da nicht viel. Beim Versuch, Geld abzuheben werde ich mit der Realität konfrontiert und muss erstmal auf meinem Smartphone Online Banking einrichten, damit ich Geld vom einen auf das andere Konto überweisen kann. Wäre vermutlich auch einfacher gegangen…
Als ich dann gute 50km von dem Frühstücksort entfernt bin, und ich mir einen Zug von meinen Motivationskräutern gönnen möchte, fällt mir auf, dass mein geliebter Dynavap Vaporizer nicht in seinem Etui ist. Ich habe ihn offenbar vor lauter Ablenkung beim Frühstücksort vergessen… Erstmal ungläubig suche ich potentielle weitere Taschen ab, aber nach wenigen Minuten ist klar, dass ich entweder den Tag für so einen kleinen materiellen Gegenstand aus Holz und Metall opfere und zurück fahre, in der Hoffnung, dass er noch da liegt, oder mich aber von einem treuen Wegbegleiter über die letzten Jahre verabschieden muss. Ich entscheide mich für letzteres und bin traurig. Rückblickend bereue ich es. Inzwischen bin ich aber 90km entfernt und die Wahrscheinlichkeit, dass der Vape noch dort liegt, wird zunehmend geringer.
Ich fahre traurig weiter und keine 15 Minuten später liegt auf dem Boden ein schöner Vogel hilflos auf dem Rücken. Die eine Flügel-Seite ist verletzt und er versucht, sich auf die Beine zu stellen, aber schafft es nicht. Ich nehme ein Stöckchen und helfe ihm sich aufzustellen. Sofort hoppelt er runter von dem Weg und bringt sich in Sicherheit. Ich wünsche Ihm, dass er wieder fit wird und fahre weiter.
Zwei Stunden später, ich denke grade zum ersten mal wieder an den Vogel, liegt wenige Augenblicke nach dem Gedanken ein toter Vogel, der dem anderen Vogel sehr ähnlich sieht, auf der Straße.
Heute scheint einfach ein merkwürdiger Tag zu sein und ich bin froh, dass er jetzt zu Ende ist. Ich schlafe heute an einem Rastplatz, an dem ich mir vorhin noch etwas gekocht habe.
Hier die Details zur heutigen Tour: